Workshop für Enkel von Menschen mit Demenz

„Demenz – oder: Wie kommt Omas Telefon in den Kühlschrank?“

Auch in der heutigen Zeit spielen Großeltern für ihre Enkel häufig eine Schlüsselrolle. Was aber geschieht, wenn die Großmutter oder der Großvater unter einer demenziellen Erkrankung leidet? Für Kinder und Jugendliche sind demenziell bedingte Veränderungen in der Regel nicht verständlich und lösen deshalb oftmals negative Gefühle wie Angst, Trauer, Wut oder Scham aus. Umgekehrt können jedoch gerade Kinder und Jugendliche durch ihre unbefangenere Art im Krankheitsprozess oft eine positive Rolle spielen.

Um hier zu unterstützen, hat „Leben mit Demenz e. V. – Alzheimergesellschaft im Kreis Minden-Lübbecke“ in Kooperation mit der Beratungsstelle Vergissmeinnicht des Mindener Diakonischen Werks jetzt erstmals einen Workshop speziell für Enkelinnen und Enkel von Menschen mit Demenz angeboten. Fünf Mädchen im Alter von elf bis 16 Jahren nahmen das Angebot an und besuchten den Workshop; vier von ihnen haben eine Großmutter beziehungsweise einen Großvater mit Demenz, eines der Mädchen hat einen Alzheimer-kranken Vater.

In dem dreiteiligen Kurs wurden den Teilnehmerinnen Grundkenntnisse, Fähigkeiten und Techniken vermittelt, die den Umgang mit demenziell erkrankten Menschen erleichtern und so dazu beitragen können, die familiäre Situation zu entlasten. In einer Feedback-Runde sagten die Mädchen, besonders die Informationen zum Thema Kommunikation unter dem Motto „Wenn ich doch nur wüsste, was er / sie meint“ hätten ihnen sehr geholfen. Durch den Workshop könnten sie jetzt mit deutlich mehr Verständnis und größerer eigener Sicherheit auf ihre erkrankten Angehörigen eingehen.

Der Kurs fand am Diakonischen Werk unter der Leitung von Melanie Zinnke statt und ist Bestandteil einer Diplomarbeit im Fachbereich Heilpädagogik. Zinnke hat 2004 am Mindener Herdergymnasium Abitur gemacht und studiert seit 2005 Heilpädagogik mit dem Schwerpunkt Gerontologie in Köln.

„Da der Anteil von Menschen mit Demenz an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich steigt, gibt es zwar mittlerweile erste Konzepte dafür, wie man Jugendliche im Rahmen des Schulunterrichts an das Thema heranführen kann“, erklärt sie. Konzepte für Angehörigenarbeit speziell für die Enkel-Generation gebe es jedoch deutschlandweit bislang noch gar nicht.

In ihrer Diplomarbeit will sie nun die Erfahrungen aus dem Workshop in Minden wissenschaftlich aufarbeiten und dann Kurs-Bausteine für unterschiedliche Altersstufen und Einsatzmöglichkeiten entwickeln.

Für die Begleitung von Menschen mit Demenz kann der Umgang der Enkelkinder mit der Erkrankung eine wichtige Rolle spielen.

Der Workshop für Enkel von Menschen mit Demenz wurde geleitet von Melanie Zinnke (rechts). Die Organisation lag bei Andrea Engelage von der Beratungsstelle „Vergissmeinnicht“ des Mindener Diakonischen Werks (links).